Jansen et al. 2013
In vitro Studie bestätigt das Prinzip der GAG-Ersatztherapie mit Chondroitinsulfat
Zu den Glykosaminglykanen gehören neben Chondroitin- auch Dermatan- und Heparansulfat. In ihren Untersuchungen gingen Janssen et al. der Frage nach, welche Glykosaminglykane sich in der äußersten Blasenschutzschicht befinden und für die Barrierefunktion verantwortlich sind. In einem ersten Schritt wurde untersucht, in welchen Schichten der Blasenwand die unterschiedlichen GAGs zu finden sind. Hierzu wurden Biopsien aus unterschiedlich tiefen Gewebeschichten des Urothels gewonnen. Die Visualiserung der Verteilung der verschiedenen GAGs erfolgte mittels Agarose-Gelelektrophorese und Immunofluoreszenz-Assay.
Ergebnis: Chondroitinsulfat ist das einzige Glykosaminoglykan, das sich in der äußersten Blasenschutzschicht befindet, welche die Grenze zum Urin bildet. Heparan und Dermatan waren nur in tiefer gelegenen Gewebsschichten nachweisbar, die keinen unmittelbaren Kontakt zum Urin haben.
In einem zweiten Schritt untersuchten die Wissenschaftler den Einfluss von Heparansulfat und Chondroitinsulfat auf die Barrierefunktion des Urothels. Zu diesem Zweck wurden Monolayer von primären Urothelzellen kultiviert und die Barrierefunktion dieser Monolayer mittels transepitheliaren elektrischen Widerstand (TER) überprüft. Um den Einfluss des jeweiligen GAG auf die Barrierefunktion zu prüfen, wurden die Monolayer in verschiedenen Ansätzen mit speziellen Enzymen behandelt, die selektiv Chondroitinsulfat oder Heparansulfat abbauen (CS-ABCase bzw. Heparinase III). Ergebnis: Die Untersuchungen zeigen, dass lediglich der Abbau von Chondroitinsulfat zu einem signifikanten Rückgang der Barrierefunktion führte.
Diese Untersuchungen stellen die bedeutende Rolle des Chondroitinsulfats in der Zusammensetzung der GAG-Schicht und seine große Relevanz für die Barrierefunktion an der Grenzfläche zwischen Gewebe und Blaseninhalt heraus. Klinische Daten/Studien bestätigen, dass Patienten mit chronischen Cystitiden, denen ein Defekt der GAG-Schicht zugrunde liegt, von der Instillationstherapie mit dem GAG-Ersatz Chondroitinsulfat (Gepan® instill) profitieren.
Quellen:
Janssen DA, van Wijk XM, Jansen KC, van Kuppevelt TH, Heesakkers JP, Schalken JA. The distribution and function of chondroitin sulfate and other sulfated glycosaminoglycans in the human bladder and their contribution to the protective bladder barrier. J Urol. 2013 Jan;189(1):336-42. doi: 10.1016/j.juro.2012.09.022.
Madersbacher et al. 2012
0,2 % Chrondroitinsulfat ist der Favorit unter den GAG-Ersatzpräparaten
Eine kausalnahe und nachhaltige Behandlung chronischer Cystitiden verspricht die GAG-Ersatztherapie. Dafür stehen Substanzen wie Chondroitinsulfat, Heparin, Hyaluronsäure oder Pentosanpolysulfat zur Verfügung. Welche Substanz vor dem Hintergrund kontrollierter, randomisierter klinischer Studien die besten klinischen Effekte zeigt, untersuchten Prof. Dr. Madersbacher et al. auf Basis von 27 klinischen Studien.
Aus dem Review geht hervor, dass lediglich für Chondroitinsulfat, eine Kombination aus Chondroitinsulfat und Hyaluronsäure sowie Pentosanpolysulfat publizierte, randomisierte Studien zur Verfügung stehen. Zwei Studien, in denen die Wirkung von Hyaluronsäure gegenüber von Placebo untersucht wurde, wurden aufgrund fehlender signifikanter Ergebnisse hingegen nicht veröffentlicht. Insgesamt konnte festgestellt werden, dass im Rahmen von dokumentierten, publizierten Studien die meisten Patienten eine GAG-Ersatztherapie mit Chondroitinsulfat erhalten haben.
Ein Hinweis für eine überlegene Wirkung einer 2,0 %igen Chondroitinsulfat-Lösung im Vergleich zu einer 0,2 %igen Chondroitinsulfat-Lösung konnte nicht ausgemacht werden. Zudem zeigte eine Studie mit 2,0% Chondroitinsulfat keine statistisch signifikanten Ergebnisse. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass auf Basis der zu Verfügung stehenden Studiendaten Chondroitinsulfat in einer Konzentration von 0,2 % für die intravesikale GAG-Ersatztherapie zu favorisiseren ist.
Die wichtigsten Ergebnisse finden Sie hier:
Download Ergebnisse
Quellen:
Madersbacher, H., van Ophoven, A. and van Kerrebroeck, P. E.V.A.: GAG layer replenishment therapy for chronic forms of cystitis with intravesical glycosaminoglycans—A review. Neurourol. Urodyn. 2013; 32 (1): 9-18. doi: 10.1002/nau.22256
Hazewinkel et al. 2011
GAG-Ersatztherapie zur Prophylaxe der radiogenen Cystitis – eine Pilotstudie
Rund 25-30 Prozent der onkologischen Patienten, die sich einer Bestrahlung im Beckenbereich unterziehen müssen, entwickeln eine radiogene Cystitis. Die Patienten zeigen dabei die typischen Symptome einer überaktiven Blase.
Hazewinkel et al. (2011) gingen in einer kontrollierten Pilotstudie der Frage nach, ob die GAG-Ersatztherapie auch präventiv zur Vermeidung bzw. Verminderung der radiogenen Cystitis eingesetzt werden kann.
In diese Studie wurden insgesamt 20 Patientinnen eingeschlossen, die aufgrund eines Zervix- oder Endometriumkarzinoms mit einer Strahlentherapie behandelt werden sollten.
10 Patientinnen erhielten parallel zu der Strahlenbehandlung Instillationen mit Chondroitinsulfat 0,2 % (6 Wochen lang, einmal wöchentlich) und protokollierten in Fragebögen unter anderem die OAB-Symptomatik, also u. a. den Harndrang und die Miktionsfrequenz. Eine zweite Gruppe von Patientinnen, die ebenfalls eine Strahlentherapie erhielt, wurde nicht zusätzlich mit der GAG-Ersatztherapie behandelt, füllte aber ebenso die Fragebögen aus.
Es zeigte sich, dass die OAB-Symptomatik in der mit Chondroitinsulfat 0,2 % behandelten Gruppe deutlich geringer ausfiel. Dies lässt auf einen protektiven Effekt der GAG-Ersatztherapie mit Chondroitinsulfat 0,2 % in Bezug auf die Entwicklung einer radiogenen Cystitis schließen.
Quellen:
Hazewinkel MH et al.: Prophylactic vesical instillations with 0.2% chondroitin sulfate may reduce symptoms of acute radiation cystitis in patients undergoing radiotherapy for gynecological malignancies. Int Urogynecol J. 2011 Jun; 22(6):725-730.
Nordling & van Ophoven, 2008
Prof. Jørgen Nordling, Dänemark, und Prof. Arndt van Ophoven, Deutschland, veröffentlichten 2008 die bisher umfangreichste multi-nationale, multi-zentrische, prospektive klinische Beobachtungsstudie zur Therapie Chronischer Cystitiden mit intravesikaler GAG-Ersatztherapie (Chondroitinsulfat 0,2 %, Gepan® instill) (Nordling & van Op hoven 2008).
Bei der Endauswertung standen insgesamt die Daten von 286 Patienten (davon 91 % Frauen) zur Verfügung, die im Zeitraum von Mitte 2004 bis Ende 2005 mit maximal acht Instillationen Gepan® instill behandelt wurden. Eingeschlossen wurden Patienten mit folgenden Diagnosen: